Was sind die Herausforderungen beim Bauen in Baugemeinschaft?
Und wie meistert man diese?
In einer Baugemeinschaft zu bauen hat viele Vorteile wie z. B. die geringeren Kosten oder die Freiheit bei der Gestaltung des Hauses und der eigenen Wohnung. Doch es gibt auch Herausforderungen, die man bereits bei Projektbeginn kennen sollte. Auf diese Herausforderungen und wie man ihnen begegnet, möchte ich in diesem Beitrag eingehen.
Herausforderung: Gemeinsame Ziele
In einer Baugemeinschaft baut man nicht alleine, sondern gemeinsam. „Das war mir doch schon bewusst“, werden Sie vielleicht jetzt denken, doch dies bedeutet, dass man mit allen Mitgliedern der Baugruppe zusammen auf ein gemeinsames Ziel hinarbeitet.
Nicht nur der Bebauungsplan bestimmt wesentlich mit, wie das Gebäude einmal aussehen wird, sondern auch die Mitbauenden.
Es ist daher wichtig, dass sich in dieser Gemeinschaft Menschen zusammenfinden, die die gleichen Werte und Ziele verfolgen und die gemeinsam an einem Strang ziehen können. Für diese Auswahl ist die Anfangsphase besonders wichtig.
Zu diesem Zeitpunkt des Projekts bilden erste Interessierte mit der Idee gemeinsam zu bauen eine lose Interessensgemeinschaft. In dieser Phase ist es wichtig die Ziele, Vorstellungen und Ansprüche der einzelnen Interessenten zu klären.
Möchten die Interessenten „nur“ gemeinsam ein Wohnhaus mit Eigentumswohnungen für die Mitglieder der Baugemeinschaft bauen oder soll ein Wohngebäude mit Eigentumswohnungen und zusätzlichen Gemeinschaftsräumen für alle Bewohner entstehen?
Es sollten sich nur die Interessenten in einer Baugemeinschaft zusammenfinden, die gemeinsame Ziele verfolgen, sich für diese und für die Gemeinschaft engagieren und bereit sind Kompromisse zu schließen.
Daher empfehle ich sich die Zeit zu nehmen und die anderen Interessenten und potenziellen Mitbauherren gut kennenzulernen.
Herausforderung: Kommunikation
Wenn mehrere Bauherren zusammenkommen, um ein Bauprojekt zu realisieren, ist die Kommunikation innerhalb der Baugemeinschaft entscheidend. Vieles kann digital geklärt werden. Doch regelmäßige Treffen aller Mitglieder, auf denen konstruktiv diskutiert und sich abgestimmt wird, sind unerlässlich.
Für die Kommunikation mit
- dem Projektsteuerer / Projektkoordinator,
- externen Beratern,
- Fachingenieuren und
- dem oder den Architekten
hat es sich meiner Erfahrung nach bewährt Ansprechpartner innerhalb der Gemeinschaft festzulegen, die mit den externen Fachleuten in direkter Kommunikation stehen.
Sollte sich die Baugemeinschaft uneinig sein und selbst keine Lösung oder einen Kompromiss finden können, ist es empfehlenswert einen externen Mediator einzuschalten, um den zeitnahen Fortgang des Bauprojekts sicherzustellen.
Auch bei Unstimmigkeiten darf man nicht aus den Augen verlieren, dass man nicht nur gemeinsam ein Wohnhaus baut, sondern dass man als Wohnungseigentümergemeinschaft (WEG) und als direkte Nachbarn auch nach der Bauphase, viel miteinander zu tun haben wird.
Herausforderung: Finanzierung
Nur wenn jeder Bauherr seinen finanziellen Verpflichtungen nachkommt, kann das gemeinsame Projekt fertiggestellt werden. Da die Bauherren auch gegenseitig füreinander mit ihrem privaten Vermögen haften, ist es wichtig, dass z.B. jedes Mitglied seine Finanzierung und seine Bonität im Vorfeld durch eine unwiderrufliche Bankbestätigung nachweist.
Lösung: Vertragliche Regelungen
Um den Herausforderungen einer Baugemeinschaft zu begegnen ist
- eine gemeinsame Basis und
- ein gemeinsames Ziel
sehr wichtig. Dazu kommen aber die Herausforderungen rund um die Kommunikation innerhalb der Gemeinschaft und mit externen Partnern sowie das alles entscheidende Thema Finanzierung.
Auf Grund dieser Komplexität ist es für jede Baugemeinschaft erforderlich zu Beginn der Planungsphase klare vertragliche Regelungen in einem Gesellschaftsvertrag zu treffen, um den Erfolg des Bauprojekts sicher zu stellen.
Denn wie geht eine Baugemeinschaft damit um, sollte z. B. ein/e Mitbauherr/in versterben oder abspringen? Dies sind wichtige Fragen, die man im Vorfeld durchspielen und für die man im Gesellschaftsvertrag z. B. für die Rechtsnachfolge eines verstorbenen Mitbauherren, klare Regelungen treffen sollte.
Darüber hinaus muss man auch eine zum Projekt passende Rechtsform wählen. Zumeist entscheiden sich die Bauherren für eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts. Aber auch andere Rechtsformen sind denkbar.
Trotz Herausforderungen gemeinsam bauen
Wer sich bewusst für eine Baugemeinschaft entscheidet, der tut dies trotz der Herausforderungen und trotz des größeren Abstimmungsbedarfs. Eben weil diese Form des Bauens auch viele Vorzüge hat.
Ein Bauprojekt zusammen mit anderen Bauherren und den externen Fachleuten voranzubringen und wichtige Entscheidungen zu treffen ist für die Bauherren zeitintensiv und manchmal nervenaufreibend. Doch hat man später einen anderen Bezug zum Haus, zur eigenen Wohnung und zu den Nachbarn und darüber hinaus Kosten gespart.
Mit denen von meinem Büro betreuten Baugemeinschaften habe ich gute Erfahrungen gemacht. Es sind dabei nicht nur interessante Häuser, sondern auch echte Hausgemeinschaften entstanden.