So kann Regenwasser versickern
Im Hochsommer kommt es auch in Deutschland immer häufiger zu Sommergewittern mit örtlichem Starkregen. Damit das Regenwasser die Kanalisation nicht überlastet und es nicht zu lokalen Überschwemmungen kommt, gibt es in Bebauungsplänen Vorgaben, wie mit Niederschlagswasser umzugehen ist. Idealerweise versickert das Regenwasser direkt an dem Ort, an dem es fällt.
Welche Möglichkeiten es beim Neubau gibt, um Regenwasser das Versickern vor Ort zu erleichtern, dazu gibt dieser Blogbeitrag einen Überblick.
Boden ist wertvoll. Daher ist es in der Architektur immer eine Balance einerseits benötigten Wohnraum zu entwerfen und teuren Baugrund so gut wie möglich auszunutzen, andererseits die Bodenversiegelung so gering wie möglich zu halten. Je weniger Boden versiegelt ist, desto besser kann Niederschlagswasser in den Boden einsickern und dort Grundwasser bilden.
Geringere Niederschlagswassergebühr
Ihr Vorteil: Je mehr Niederschlag auf dem eigenen Grundstück versickert, desto geringer ist auch die sogenannte Niederschlagswassergebühr, die Eigentümer entrichten müssen.
Um die Versickerung von Regenwasser zu verbessern, kann man folgendes tun:
Regenversickerungsanlage einbauen
Eine Regenversickerungsanlage kann z. B. aus einer Rigole bestehen. Eine Rigole (französisch für Ablaufrinne) ist ein zumeist unterirdischer Pufferspeicher im Garten, in den Regenwasser eingeleitet wird. Die Rigole ist z. B. mit Kies befüllt und gibt das Wasser nach und nach zum Versickern frei. Ein Sandfang sorgt dafür, dass die Rigole nicht verstopft. Ein Überlauf stellt sicher, dass auch bei starkem Regen kein Rückstau entsteht.
Bei größeren Gärten kann, wenn der Boden es erlaubt, Regenwasser auch in Mulden/Bodensenken versickern.
In Neubausiedlungen sieht man auch sogenannte Mulden-Rigolen Systeme. Es handelt sich dabei von außen betrachtet um eine begrünte Bodensenke. In dieser versickert das Regenwasser dann in eine Rigole und wird nach und nach in den Untergrund abgegeben. Diese Kombination aus Mulde und Rigole kommt z. B. bei lehmigen Böden zum Einsatz. Hier würde das Regenwasser ohne Rigole nicht gut versickern.
Haus oder Garagendach begrünen
In einem Bebauungsplan oder einem ergänzenden Gestaltungshandbuch kann für Flachdachgebäude auch eine Dachbegrünung vorgeschrieben sein. Unabhängig davon, ob es eine solche Vorgabe gibt, ist ein Gründach immer vorteilhaft. Nicht nur für die Versickerung von Regenwasser. Es hilft z.B. auch die unter dem Dach liegenden Räume im Sommer zu kühlen.
Ein begrüntes Dach nimmt das Regenwasser wie ein Schwamm auf und gibt es zuerst an die darauf wachsenden Pflanzen ab. Erst mit Zeitverzögerung fließt das überschüssige Wasser dann in die Kanalisation.
Ein Retentionsgründach bietet die Möglichkeit größere Mengen Regenwasser zu speichern und dieses dann bei Bedarf als Gießwasser oder für eine Grauwasseranlage zu nutzen.
Weitere Informationen zu einer Dachbegrünung finden Sie im Blogbeitrag Rund ums Dach – Das begrünte Dach.
Wege und Stellplatzbeläge wasserdurchlässig gestalten
Auch beim Gestalten von Wegen und Stellplätzen kann man einiges beachten, damit das Regenwasser gut im Boden versickert. Dies betrifft das Thema Belag:
- Rasenfugensteine
Rasenfugensteine auf Stellplätzen kennen wir alle. Auf diesen kann ein Auto geparkt werden und das gefallene Regenwasser läuft durch die bepflanzten Fugen zwischen den Steinen ab. Es gilt: Je breiter diese Fugen sind, desto geringer ist die Versiegelung, desto besser gedeihen die Pflanzen in den Fugen und umso besser kann Niederschlagswasser ablaufen.
Übrigens: Anstelle von Rasen kann man in die Fugen auch Sedum, Ziergräser oder niedrig wachsenden Thymian pflanzen.
- Kieswabenmatten
Alternativ zu Rasengittersteinen können Einfahrten auch mit Kiesmatten angelegt werden. Diese haben eine Wabenstruktur und können mit Splitt gefüllt oder bepflanzt werden. Die Matten sind zu 100 % wasserdurchlässig und können von Autos, Fahrrädern und mit Rollstühlen befahren werden
- Wasserdurchlässiger Asphalt
Anders als herkömmlicher Asphalt, kann dieser auch wasserdurchlässig hergestellt werden. Es gibt ihn auch in unterschiedlichen Farben.
- Schotterrasen
Schotterrasen eignet sich für Flächen, die nicht häufig befahren werden müssen. Er besteht aus einem Substrat, das z. B. Tonsplitt, Sand, Schotter und Kompost enthält. Das Architekturbüro Eisenbraun hat den sogenannten Schotterrasen schon in Rettungswegen verbaut. Er ist nicht nur wasserdurchlässig, sondern sieht auch natürlich aus. Er passt damit auch optisch gut zu umliegenden Rasenflächen und erfüllt die Ansprüche an einen Rettungsweg für die Feuerwehr.
Den Garten naturnah gestalten
Je natürlicher ein Garten gestaltet ist, desto besser ist das auch für das Versickern von Regenwasser. Bäume und Sträucher nehmen insbesondere im Hochsommer dankbar das Regenwasser auf und speichern es.
Ein weiteres Plus: Vögel und nützliche Insekten siedeln sich im Garten an.