Asbest beim Hausumbau: Risiken erkennen und sicher handeln
Die IG-Bau warnt vor einer Asbest-Welle in Deutschland. Sie sieht durch vermehrte Sanierungen zur Erhöhung der Energieeffizienz sowie Umbauten in bestehenden Wohnhäusern die Gefahr, dass Arbeitende am Bau Asbest ausgesetzt werden.
In diesem Blogbeitrag geht es daher um die Fragen,
- Was Asbest ist,
- Wo es im Bau verwendet wurde und
- Welche Möglichkeiten es gibt, um asbesthaltige Materialien frühzeitig zu erkennen und ohne Gesundheitsgefahr zu entfernen.
Damit es nicht so weit kommt: Baustopp nach Asbestfund
Die Baustelle ruht, kein Gewerk darf weiterarbeiten. Die Baukontrolle hat alle Arbeiten eingestellt, da Asbest gefunden wurde.
Diese Nachricht möchte kein Bauherr und kein bauleitender Architekt hören, wenn ein Gebäude umgebaut wird. Doch der Fund asbesthaltiger Materialien bedeutet mehr als verschobene Zeitpläne und höhere Kosten.
Denn: Asbest ist krebserregend und eine Gefahr für alle am Bau Arbeitenden und auch für Anlieger. Werden die winzig kleinen Asbestfasern eingeatmet, können Sie z. B. noch nach Jahrzehnten Lungenkrebs verursachen. Diese Form des Lungenkrebses wurde daher bereits 1943 als Berufskrankheit anerkannt.
Laut Umweltbundesamt wurde Asbest seit etwa 1930 in einer Vielzahl von Produkten eingesetzt. Insbesondere in den 1960er und 1970er-Jahren wurde der Faserstoff im Neubau in Deutschland verarbeitet. Erst seit dem 31.10.1993 ist
- die Herstellung,
- das Inverkehrbringen und
- die Verwendung von Asbest und asbesthaltigen Produkten
verboten.
Abriss- und Umbauarbeiten z. B. im Rahmen einer Sanierung, sind deshalb besonders heikel.
Was ist Asbest?
Asbest ist ein Sammelbegriff für mehrere natürlich vorkommende faserartige Minerale. Asbest zeichnet sich dadurch aus, dass es
- chemisch sehr beständig,
- unempfindlich gegen Hitze,
- nicht brennbar ist, sowie
- eine hohe Elastizität,
- Zugfestigkeit und
- eine hohe Bindefähigkeit mit anderen Materialien aufweist.
Wie wurde Asbest am Bau verwendet?
Aufgrund dieser Eigenschaften wurde Asbest früher im Neubau in Brand- und Wärmeschutzisolierung oder in Dach- und Fassadenplatten (Eternitplatten) verbaut. Das Titelbild zeigt asbesthaltige Dachplatten.
Auch in
- Bodenbelägen,
- Verputzmaterialien,
- Spachtelmassen und
- Fliesenklebern
wurde der Faserstoff verwendet. Hier nutzte man die hohe Bindefähigkeit des Materials.
Die in Bestandsgebäuden verbauten asbesthaltigen Materialien werden allerdings erst dann zum Problem, wenn z. B. Böden saniert, die Fassade erneuert oder Wand- und Deckendurchbrüche vorgenommen werden.
Prävention vor einem Umbau oder (Teil-)Abriss
Als präventive Maßnahme, sollte man bei Gebäuden, die vor dem 31.10.1993 gebaut wurden prinzipiell Vorsicht walten lassen.
Bei einem geplanten Abbruch gibt es eine Pflicht zur Asbesterkundung durch den oder die Bauherren im Vorfeld. Im Zweifel verschafft die Analyse von Materialproben vor Baubeginn Klarheit, ob asbesthaltige Materialien verbaut wurden oder nicht.
Wird Asbest gefunden, muss das Material durch eine darauf spezialisierte Firma fachgerecht entfernt und gemäß Abfallrecht entsorgt werden. Dafür entstehen höhere Kosten als bei „normalem“ Bauschutt.
Die Arbeiten sind als „gefährliche Arbeiten“ bei den Maßnahmen nach Baustellenverordnung zu berücksichtigen. Bauherren müssen, sofern auf der Baustelle mehrere Arbeitgeber gleichzeitig oder nacheinander tätig werden, einen geeigneten Koordinator (Sichereits- und Gesundheitsschutzkoordinator) nach Baustellenverordnung bestellen.
Zukunft
Die IG BAU fordert u. a. eine bessere Dokumentation der verwendeten Materialien in Form eines Schadstoff-Gebäudepasses. Dieser könnte auf einem Asbest-Gebäude-Check basieren, der bei einem Eigentümerwechsel vorgenommen wird. Die Untersuchungen und die anschließenden Sanierungen sollten laut IG Bau mithilfe eines staatlichen Förderprogramms unterstützt werden.
Ein Schadstoff-Gebäudepass kann für mehr Transparenz sorgen. Er erinnert an den Materialpass, der im Rahmen des Lebenszyklus-Ansatzes für Gebäude ebenfalls diskutiert wird.
Asbest ist bei Umbauten ein wichtiges Thema. Das Wissen um die Gesundheitsgefährdung, die von Asbest ausgeht, sollte bei allen Arbeitenden am Bau sowie bei Bauherren, Architekten und Bauleitenden vorhanden sein. Der Gesundheitsschutz muss Vorrang haben.